Rookie des Monats: Model Filip Janus (23)

Mehr Sein als Schein

Kategorie: Rookie des Monats

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Filip Janus ist eines der aufstrebensten männlichen Modeltalente. Vor nicht allzu langer Zeit stand der 23-Jährige kurz vor seinem großen Durchbruch, entschied sich jedoch zunächst seine Ausbildung abzuschließen. Jetzt möchte er es noch einmal wissen.

 

 

Fotoshooting auf den Kanarischen Inseln, Kampagne für Wella, Haarschnitt von Udo Walz. Der Essener Filip Janus war Teil der phantastischen Welt der Reichen und Schönen. Als er jedoch ins dritte Ausbildungsjahr kam, musste er sich entscheiden. Damals wählte er die sichere Variante und konzentrierte sich ein Jahr lang auf seinen Abschluss als Gesundheits- und Krankenpfleger. Jetzt hat er seine Ausbildung erfolgreich beendet und möchte als Model wieder voll durchstarten. Mit der Unterstützung einer renommierten Agentur und einer Vielzahl anstehender Fotoshootings in London und Berlin, ist er nun wieder auf einem vielversprechendem Weg, seinen großen Traum zu verwirklichen.

Filip, wann hast du mit dem Modeln angefangen?

So richtig fing es bei mir mit 14 Jahren an. Damals habe ich mir von meinem gesparten Geld eine Kamera gekauft. Schon zu der Zeit bemerkte ich, dass ich gerne vor der Kamera stand. Ich begann ein bisschen zu experimentieren und mich ins richtige Licht zu rücken. Weil meine Mutter gerne fotografiert hat, stand ich schon immer viel vor der Kamera. Mit 16 habe ich mir einen Fotografen gesucht, um erste professionelle Bilder machen zu lassen. In dieser Phase bin ich erstmalig offensiv geworden und habe mich vermehrt bei Agenturen beworben, zunächst allerdings ohne Erfolg. Mit 17 hat es dann das erste Mal geklappt und ich kam zu einer Modelagentur nach Düsseldorf. Zu dieser Zeit lief es für mich richtig gut und ich habe damit neben der Schule ziemlich gutes Geld verdient.

Wann ist dir klar geworden, dass du es mit dem Modeln schaffen könntest?

Ich hatte ein einschneidendes Erlebnis, als ich mit 17 mein erstes großes Shooting hatte. Es gab ein aufwendiges Studio, einen sehr guten Fotografen und ich bekam eine eigene Visagistin. Nach acht Stunden extrem harter Arbeit hat mein Gesicht gebrannt vom ständigen schminken und abschminken und ich fühlte mich völlig überanstrengt. Doch als ich die Fotos sah, war mir klar, dass sich der Aufwand definitiv gelohnt hatte. Nach diesem Shooting habe ich mir gedacht: »Jetzt habe ich es geschafft. Diese Arbeit ist das, was ich will!«

Erzähl uns ein bisschen aus dieser Zeit.

Ich hatte damals in der Düsseldorfer Agentur ein gutes Standing und kam dadurch an viele sehr gute Aufträge. Mein aufregendstes Shooting war auf den Kanarischen Inseln, danach war ich Teil einer großen Kampagne von Wella und durfte mir die Haare von Udo Walz schneiden lassen. Außerdem habe ich viel in Frankreich und Amsterdam gearbeitet. Das waren alles tolle Erlebnisse. Einmal war ich als das Gesicht der Agentur mit dem Chef in Berlin bei einem Event. Auf dem Hotelzimmer bekam ich plötzlich einen Anruf: »Ihr Shuttle steht bereit.« Wir wurden dann mit der Limousine zu einem Club gefahren, der sich im 20. Stock eines Hochhauses befand und man einen 360-Grad-Blick über Berlin hatte. Hier habe ich Leute kennengelernt, die geradezu nach Geld gestunken haben. Da standen zwei Flaschen Champagner auf dem Tisch, wovon eine so teuer war, wie mein gesamter Führerschein, den ich zu der Zeit gemacht habe. Diese Welt war für mich völlig surreal. An dem Abend habe ich mich lange mit der damaligen Viva-Moderatorin Gülcan unterhalten und sie hat zu mir gesagt: »Nutz das jetzt aus!« Ich habe mich aber vorerst dagegen entschieden, mich zusammengerissen und mich auf meine Ausbildung konzentriert.

Wenn du auf diese Zeit zurückblickst, bereust du diese Entscheidung?

(lacht) Wenn ich auf meinen Kontostand gucke, ja. Aber nach der Schule habe ich mit der Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger begonnen. Anfangs konnte ich nebenbei noch weiter modeln, aber im dritten Lehrjahr habe ich mir ein Jahr Auszeit genommen, weil ich mich auf die Abschlussprüfungen konzentrieren musste. Für mich war in dieser Phase klar, dass die Ausbildung vor ging. Nach der Ausbildung habe ich wieder angefangen, mich ums Modeln zu kümmern und wieder Zeit dafür zu investieren. Jetzt bin ich wieder an dem Punkt, an dem ich Lust habe richtig Gas zu geben. Ab Dezember bin ich bei einer neuen Agentur und hoffe, dass es für mich dann wieder richtig losgeht. Ich würde jedem empfehlen, sich abzusichern, weil die Chancen den Durchbruch zu schaffen sehr gering sind.

Du verfügst über intensive Einblicke in die Modelbranche. Welche Schatten- und Sonnenseiten konntest du kennenlernen?

Negativ ist eindeutig die Oberflächlichkeit in diesem Geschäft. Ich weiß ganz klar, dass ich so nicht sein möchte und werde. Auch wenn ich es liebe zu modeln, bin ich überhaupt nicht der Typ »Spiegelposer«. Ich finde es zum Beispiel schlimm, mit irgendwelchen Mädels in der Umkleide zu stehen, wenn sie anfangen über ihre Locken zu jammern. Keiner fragt: »Hey, wie heißt du, wie geht es dir?« Außerdem sind die Wartezeiten oft ewig lang und zermürbend. Und wenn man dann endlich dran ist, findet nur ein kurzes Briefing statt und dann hat man still zu sein und zu funktionieren. Dafür wird man schließlich bezahlt. Entschädigt wird man aber am meisten dadurch, wenn man nach dem langen Warten endlich an der Reihe ist, über den Laufsteg schwebt und das Adrenalin durch die Adern schießt. Das sind die Momente, in denen man weiß warum man sich das antut. Genau so ein gutes Gefühl ist es, wenn man nach einem langen und anstrengenden Shooting endlich die Bilder sieht, neue Facetten an sich kennen lernt und einem klar wird, dass sich der Einsatz auf jeden Fall gelohnt hat.

Welche Tipps gibst du junge Leuten, die gerne modeln wollen?

Man muss auf jeden Fall immer am Ball bleiben und Rückschläge verkraften. Außerdem muss jedem klar sein, dass das Geschäft knallhart ist und man ganz schnell wieder von der Bildfläche verschwunden sein kann. Ich kann jedem nur raten, sich nie auf etwas einzulassen, bei dem man ein schlechtes Gefühl hat. Das ist nämlich sehr gefährlich, weil besonders im Amateurbereich viele unseriöse Shootings ablaufen. Insgesamt ist es natürlich nicht leicht an Aufträge zu kommen, man muss ständig hinterher sein und sich darum kümmern, weil man nichts geschenkt kriegt und dir keiner hinterher läuft. Die Konkurrenz ist riesig. Schwierig ist vor allem der Einstieg ins Geschäft, weil gute Fotografen natürlich nicht günstig sind. Und wenn man sich für Modeljobs bewerben will, braucht man schon eine große Auswahl an professionellen Fotos, um sich eine gute Mappe zusammenstellen zu können. Um Kontakte herzustellen ist die Seite Model-Kartei.de meiner Meinung nach geeignet und auch Facebook ist mittlerweile prädestiniert, um Kontakte herzustellen. Denn oft eröffnen sich Chancen duch Kontakte und Vitamin B.

Was steht in der nächsten Zeit bei dir an?

Ich arbeite derzeit noch immer in der Psychiatrie, habe aber jetzt lange Zeit Urlaub, den ich intensiv nutzen möchte. Demnächst steht eine Tour mit MTV nach Belfast zu den EMAs an, außerdem habe ich in Kürze wichtige Shootings in Hannover, Berlin und London, auf die ich mich sehr freue. Das Shooting in Berlin wird mit dem bekannten New Yorker Fotografen Nicholé Velásquez sein. Nach Lodon wurde ich von der Agentur Storm Models eingeladen, die auch Kate Moss unter Vertrag haben. Im nächsten Jahr würde ich gerne anfangen im Fotografie- und Design-Bereich zu studieren und nebenbei zu modeln. Mein Traum ist es eines Tages mit meinem absoluten Lieblingsfotografen, Hedi Slimane, zusammen zu arbeiten. Außerdem würde ich unglaublich gerne für H&M modeln. Ich weiß, dass man im Leben nichts planen kann und es immer wieder anders kommt, aber ich bin zuversichtlich und möchte mit meiner neuen Agentur im Rücken in Zukunft wieder voll durchstarten.


Mehr über  Filip Janus erfahrt ihr auf seiner Webseite unter www.filipjanus.com.

 

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