Rookie des Monats: Musikproduzent Joshua Allery (25)

Von Essen in die Charts

Kategorie: Rookie des Monats

Von Essen in die Charts
Der 25-jährige Joshua Allery ist Musikproduzent. Unter seinem Künstlernamen »Joshimixu« hat er sich in der deutschen Rap-Szene einen Namen gemacht. In seiner Essener Wohnung hängen bereits zwei Goldene Schallplatten.

 

Der Essener Joshimixu ist einer der aufstrebensten Musik-Produzenten in der deutschen Rapszene. Er arbeitete schon mit Sido, Casper, Farid Bang, Haftbefehl oder Manuellsen zusammen. Mit seinen Beats ist er auf vielen erfolgreichen Deutschrap-Alben vertreten, von denen es einige sogar an die Spitze der Deutschen Charts geschafft haben.

 

Joshua, wie kann man sich deine Arbeit vorstellen?

Es ist so, dass ich zuhause vor dem Computer sitze und Instrumentalversionen für Hip-Hop-Tracks anfertige. Im ersten Schritt mache ich das allerdings nur für mich. Die jeweiligen Künstler rufen mich an und fragen nach neuer Musik, wenn zum Beispiel ein neues Album in Planung ist. Dann verschicke ich ein Paket mit bis zu 30 Instrumentals, die meiner Meinung nach passen könnten und die Künstler suchen sich davon etwas aus. Das klingt ziemlich unromatisch, ist aber der normale Ablauf. Natürlich trifft man die Künstler auch, fährt mal hin und erlebt gemeinsame Sachen. Aber oft sitzt man zuhause und hält den Kontakt per Telefon oder Email.

 

Hast du ein eigenes Tonstudio zuhause?

Ja, ich habe schon allerhand Equipment. Als ich angefangen habe, war die Technik noch recht teuer. In den letzten Jahren ist es echt billig geworden. Man braucht nur noch einen Computer, Software und vielleicht noch spezielle Boxen und ein Keyboard. Daher kann sich heute jeder mit ein paar hundert Euro ein gutes Studio einrichten.

 

Klingt nach einer positiven Entwicklung.

Ja, aber früher gab es auch eine natürliche Auslese. Da konnten nur die Leute Musik machen, die es unbedingt wollten und dementsprechend auch Geld dafür in die Hand genommen haben. Heute kann sich jeder in fünf Minuten ein Programm runterladen und irgendetwas zusammenbasteln. Das merkt man gerade im Hip-Hop daran, wieviel »Müll« es im Internet zu hören gibt.

 

Du gilst als einer der Top-Produzenten in der Rap-Szene und deine Beats sind heiß begehrt. Kommt es denn sogar vor, dass sich mehrere Rapper um einen Beat streiten?

Ich versuche das natürlich zu vermeiden. Dafür müssen die Künstler aber innerhalb einer bestimmen Frist eine Auswahl treffen. Sonst kann es vorkommen, dass sich jemand erst nach einem halben Jahr meldet und ich das favorisierte Instrumental schon an einen anderen Rapper vergeben habe. Dann hat der jenige leider Pech gehabt (lacht).

 

Du bist seit diesem Jahr selbstständiger Musikproduzent. Was hast du vorher gemacht?

Nach meinem Abi habe ich erst den Zivildienst und danach eine Ausbildung zum Mediengestalter Bild und Ton absolviert. Ich wollte erstmal etwas Sicheres in der Tasche haben. Zum 1. Januar habe ich mich dann selbstständig gemacht. Ich denke, dass jetzt die beste Zeit für mich ist, um es in diesem Bereich so richtig zu probieren. Denn sonst würde ich mich wohl mein Leben lang ärgern, dass ich es nie richtig versucht habe. Falls es nicht klappt, kann ich in ein, zwei Jahren immer noch in meinen alten Beruf zurückkehren.

 

 

Ist es denn eine große Umstellung, jetzt plötzlich selbstständig zu sein?

Ja, ich habe schon mehr Freizeit als früher, aber ich versuche diszipliniert zu sein, damit ich einen guten Arbeitsalltag hinbekomme. Wenn ich jeden Tag ausschlafen würde, bekäme ich Gewissenbisse. Daher gehe ich pünktlich schlafen und stehe jeden morgen früh auf. Ich versuche dann ein Instrumental pro Tag fertig zu stellen. Ich könnte auch mehr schaffen, aber da leidet dann die Kreativiät drunter. 

 

Spielst du eigentlich ein Instrument?

Nein, überhaupt nicht. Ich spiele kein Instrument und kann auch keine Noten lesen. Irgendwie klappt es aber trotzdem. Manchmal ist es sogar so, dass ich ein komplettes Instrumental schon im Kopf habe, bevor ich mich an die Arbeit setze. Dann dauert es nur noch eine Stunde, bis ich alles umgesetzt habe und der Track ist fertig.

 

Kann man denn eigentlich gut davon leben?

Ich hatte 2007 meine erste Veröffentlichung und habe bis 2012 so gut wie gar kein Geld damit verdient. Der Musikindustrie ging es nicht so gut und deutsche Rapmusik war lange Zeit nicht so angesagt wie heute. Ich war zwar auf vielen Alben von bekannten Rappern vertreten, aber die haben sich im Schnitt 2.000 oder 3.000 mal verkauft. Durch die GEMA verdient man daran vielleicht insgesamt 50 Euro, wovon man natürlich nicht leben kann. Mittlerweile ist es so, dass Rapmusik wieder im Kommen ist und fast alle Veröffentlichungen in die Top-10 der Charts gehen. Wenn man dann auf zwei, drei Alben ist, die sich bis zu 300.000 Mal verkaufen, dann sieht die Sache schon wieder anders aus.

 

» Manchmal habe ich ein komplettes Lied schon im Kopf, bevor ich mich an die Arbeit setze «

 

Vor zwei Jahren hast du deine erste goldene Schallplatte bekommen. Erzähl uns davon.

Zwischen 2009 und 2011 habe ich nur wenig produziert und ernsthaft überlegt, ob ich ganz damit aufhören soll. Es war einfach viel Aufwand und wenig Ertrag. Dann habe ich einen Song für Casper gemacht, den man ja auch aus den Medien kennt. Das Album landete direkt auf Platz 1 der Charts und erreichte Gold-Status, was natürlich ein Riesenerfolg war. Ich wurde dann auch nach Berlin zur Verleihung der Goldenen Schallplatte eingeladen, wo ich sehr viele Leute kennengelernt habe. Da habe ich neuen Mut geschöpft und wieder Ehrgeiz entwickelt. Meine zweite Goldene Schallplatte habe ich vor kurzem bekommen. Ich habe einen Track für das Album von Kollegah & Farid Bang produziert, welches ebenfalls auf Platz 1 der Media-Control-Charts gelandet ist und Gold bekommen hat.

 

Wie hat es denn angefangen, dass du Musik gemacht hast?

Es gab damals für die Playstation ein Spiel mit dem Namen »Music 2000«. Mein Cousin brachte es mit und wir haben den ganzen Abend Musik gemacht. Er ging dann irgendwann schlafen, aber ich kam nicht davon los und saß die ganze Nacht vor dem Fernseher. Als ich 14 Jahre alt war, gab es dann immer mehr Programme für den PC, die ich alle getestet habe. Irgendwann bekam ich »Cubase« in die Hände – ein echtes Profi-Programm. Ich musste lange üben, aber nach einiger Zeit konnte ich damit schon vernünftige Sachen anstellen. Mit 19 hatte ich dann meine erste Veröffentlichung auf dem Album des Essener Rappers Favourite.

 

Wie ist das, wenn auf Konzerten ein Track von dir gespielt wird?

Das ist natürlich ein wirklich cooles Gefühl, wenn da eine große Menschenmenge auf einem Konzert zu deinem Beat abgeht. Ich musste auch schon mal Autogramme schreiben, was echt ziemlich komisch war.

 

Welche Ziele hast du denn für die Zukunft?

Willst du nicht auch mal Popmusik machen? Ja, das wäre schon eines der nächsten Ziele von mir. Pop-Musik ist auch nicht schwieriger zu produzieren als Hip-Hop. Allerdings ist es ziemlich schwer, in diesem Genre Fuß zu fassen. Hier erwarten die Kunden komplett fertige Songs mit Text, die man bestenfalls im Vorfeld schon mit einer Band eingespielt hat. Es ist also wesentlich schwerer, hier was an den Mann zu bringen. Außerdem verkaufen die meisten Pop-Acts auch nicht unbedingt mehr Platten, als die bekannten Rapper. Das hat sich in den letzten Jahren schon sehr verändert. Außerdem hätte ich Lust, was auf dem französischen Markt zu veröffentlichen, der noch ein bisschen größer ist als der deutsche. Ansonsten ist neben den beiden Goldenen Schallplatten noch etwas Platz an meiner Wand. (lacht) 

 


Joshimixu

Beruf: Produzent

Geburtstag: 01.12.1987

Sternzeichen: Schütze

Hobbies: Musik, Fußball,  Freunde treffen

Web: www.facebook.com/Joshimixu45


 

 

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