Rookie des Monats: Graffiti-Künstler Beni Veltum (26)

Von Beruf Graffiti-Künstler

Kategorie: Rookie des Monats

Von Beruf Graffiti-Künstler

 

Beni Veltum (26) ist Graffiti-Künstler und verschönert die Wände seiner Kunden.  Seit 2011 ist der Kettwiger hauptberuflich mit der Sprühdose unterwegs und hat sich bereits einen großen Kundenstamm aufgebaut.

 

Die meisten Graffit-Sprayer tragen schwarze Kleidung und schleichen nachts durch die Straßen, um heimlich die Wände fremder Menschen zu bemalen. Bei Beni Veltum ist das anders. Er sprüht tagsüber in aller Öffentlichkeit. Und das Beste: Er bekommt dafür auch noch Geld. 

 

Beni, wie kann man sich deine Arbeit als Auftrags-Graffitikünstler vorstellen?  

Es melden sich täglich Menschen bei mir, die Ihre Wände bemalt haben möchten. Meine Kunden kommen eigentlich aus allen Bereichen des Lebens. Mal sind es große Firmen, mal Privatpersonen in jedem Alter. Ich habe schon die Vornamen von Teenagern in Kinderzimmer gesprüht oder riesige Aussenfassaden von Firmengebäuden verschönert. Die Jobs sind immer unterschiedlich. Und überall wo ich war, zieht es dann seine Kreise und ich bekomme die nächsten Aufträge. Egal ob in Essen, Rheinland-Pfalz oder neulich in Luxemburg. Ich nehme alles mit, weil es mir ziemlich viel Spaß macht.

 

Stehst du denn jeden Tag mit der Sprühdose an der Wand?

Momentan ist es so, dass ich nur an zwei Tagen in der Woche eine Sprühdose in der Hand halte. An den anderen Tagen kümmere ich mich um den ganzen Kram, den man als Selbstständiger so machen muss: Ich mache die Buchhaltung, telefoniere mit Kunden, beantworte Anfragen per Email, skizziere Entwürfe oder fahre zu potenziellen Kunden, um mir die Gegebenheiten anzusehen. Schließlich kann ich ja nicht auf einem Foto fühlen, wie sich die Wand anfühlt und aus welchen Material sie besteht. Daher bin ich ziemlich viel unterwegs.

 

»Ich bin ein Sklave des Wetters. Wenn die Sonne scheint, muss ich  raus und malen.«



 

Und wie läuft das Business als Graffiti-Künstler?

Sagen wir mal so: Ich kann mir meine Kunden mittlerweile aussuchen.  Ich habe in den letzten eineinhalb Jahren für circa 150 Kunden gearbeitet – teilweise sogar mehrfach. Das ist für einen Freiberufler echt eine Menge. Ich versuche mittlerweile, mir die Wochenenden frei zu halten. Aber ich bin ein totaler Sklave des Wetters. Wenn die Sonne scheint, muss ich raus und malen. Im Frühjahr hat sich soviel bei mir aufgestaut, weil das Wetter ständig schlecht war. Das muss ich jetzt alles abarbeiten. Ich versuche ja den Kunden eine gute Qualität zu liefern. Wenn man bei Frost eine Wand besprüht, kann man davon ausgehen, dass alles ziemlich schnell wieder abbröckelt. Wenn ich aber mit meinem Namen für etwas einstehe, dann muss es auch die beste Qualität sein.

 

Welche Aufträge machst du denn am liebsten?

Je größer, desto besser. Das Erfolgserlebnis ist bei großen Wänden viel stärker als wenn man eine kleine Wand bemalt. Große Fassaden sind mein Hobby und immer wieder eine Herausforderung. Ich habe in Gelsenkirchen mal einen Tunnel von knapp 200 qm bemalt.  Da habe ich fast einen Monat dran gearbeitet und bin zwischenzeitlich fast verzweifelt. Aber das Echo war natürlich auch viel größer und ich werde heute noch darauf angesprochen.

 

Wie läuft so ein Auftrag dann ab? Machst du vorher eine genaue Skizze?

Das Zeichnen habe ich mir komplett abgewöhnt, denn eine genaue Vorlage zu erstellen, kostet einfach zu viel Zeit. Ich mache eher eine Art Fotomontage, wo ich zeigen kann, wie es ungefähr aussehen wird. Dass meiste mache ich dann direkt an der Wand aus dem Handgelenk. Es kommt manchmal auch vor, dass die Kunden mir komplett freie Hand lassen und sich überraschen lassen wollen. Das ist mir natürlich am liebsten.

 

Wie kam es, dass du dein »Graffiti-Büro« aufgemacht hast?

Angefangen habe ich, als ich in Dortmund Design- und Medienkommunikation studiert habe. Ich hatte damals einen 400-Euro-Job in der Videothek und hatte den Plan, mir meinen eigenen 400-Euro-Job durch Graffiti-Aufträge zu verschaffen. Ich wollte mir damit mein Studium selbst finanzieren. Also habe ich in der Videothek gekündigt und meine Webseite ins Netz gestellt. Das Ganze lief so schnell und gut an, dass daraus von Jetzt auf Gleich ein richtiger Job geworden ist. Einige Zeit habe ich noch weiter studiert, aber da ich meine Kunden nicht immer versetzen wollte, habe ich das Studium auf Eis gelegt. Das war vor 1,5 Jahren und seitdem kann ich von der Malerei gut leben. 

 

»Mit 13 Jahren wurde ich von der Polizei erwischt. Danach habe ich nie mehr illegal gesprüht.«

 

Und wie hast du dein Talent zum Malen entdeckt?

Ich habe eigentlich schon immer viel gezeichnet und gemalt. Als Kleinkind habe ich mal das nagelneue Auto meines Vaters verschönert und dabei natürlich total zerkratzt. Ich habe ziemlich oft Mist gebaut und von meinen Eltern Hausarrest bekommen. Da ich dann kein TV gucken oder Musik hören durfte, hatte ich nur zwei Möglichkeiten mich zu beschäftigen: Ein Buch lesen oder malen. Dann habe ich natürlich viel gemalt. Ich denke, dadurch wurde meine Leidenschaft geweckt.

 

Wie kamst du schließlich zum Graffiti?

Als Jugendlicher haben mich die Bilder an den Autobahnen ziemlich fasziniert. Wir mussten damals oft anhalten, damit ich die Graffitis fotografieren konnte. Mit 13 Jahren bin ich dann mit einem Freund auf die Autobahn und habe selbst gesprüht – abends um 20 Uhr! Ich musste ja um 21 Uhr zuhause sein. Wir hatten vorher Sprühdosen und Sturmmasken gekauft. Die Polizei hat uns natürlich direkt erwischt und mich wie einen Schwerverbrecher auf die Motorhaube geschmissen. Als sie mir die Sturmhaube vom Gesicht gezogen haben, waren die Polizisten total überrascht, dass ich noch so ein kleiner Junge war. Das war für mich ein Schlüsselerlebnis, denn danach habe ich nicht mehr illegal gesprüht. Für meine Eltern war das natürlich ein Schock, aber das Gute war, dass die mich danach ständig zu legalen Graffitiwänden gefahren oder Arbeitskollegen überredet haben, dass ich deren Wände im Keller besprühen durfte.

 

Und wann kamen die ersten Aufträge?

Irgendwann sprach mich ein Bekannter an, ob ich im Kinderzimmer seiner kleinen Cousine ein Bild malen könnte. Das kam so gut an, dass ich für die anderen Geschwister auch die Zimmer bemalen musste. Und dann ging das immer weiter. Mit der Zeit hatte ich ein eigenes, kleines Fotoalbum mit Werken von mir, die man auch vorzeigen konnte. Damit bin ich dann mit meinem Roller zu potenziellen Kunden gefahren und habe denen das gezeigt. Und als ich dann studiert habe und meine eigene Webseite gemacht habe, kam die Sache dann so richtig ins Rollen.

 

»Ich wollte mir nur mein Studium finanzieren. Aber es lief so gut, dass daraus ein richtiger Job wurde.«

 

Was macht dir denn an deinem Job so viel Spaß?

Bei einem Job an einer öffentlichen Straße hat mal ein Kunde zu mir gesagt: »Wenn ich so viel Lob vom meinem Chef kriegen würde, wie du hier in zehn Minuten von den Passanten, dann würde ich meinen Job viel lieber machen.« Ich denke das trifft es ganz gut. Es ist eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten. Wenn der Kunde Spaß hat und die Menschen sich  an den Bildern erfreuen, dann macht mich das auch stolz und glücklich.

 

Du bist gebürtiger Gelsenkirchener, wohnst aber seit längerem in Essen. Was hat dich hierher gezogen?

Ich komme zwar aus Gelsenkrichen, bin aber quasi in Essen aufgewachsen. Mein Vater hat in Essen gearbeitet,  daher war ich eh viel hier. Aber seit dem ich Graffiti für mich entdeckte, war ich nur noch in Essen unterwegs. Ich war fast täglich an der Hall Of Fame an der A42 in Vogelheim oder habe meine Dosen in der City gekauft. Als ich das erste mal das Essener Rathaus gesehen habe – es war das erste Hochhaus was ich jemals gesehen habe – dachte ich mir: »Großstadt – hier will ich hin«. Essen ist einfach DIE Stadt des Ruhrgebiets. 

 


Beni Veltum

Beruf: Graffiti-Künstler

Geburtstag: 27.02.1987

Sternzeichen: Fische

Hobbies: Sport, Graffiti

Web: www.graffiti-büro.de


 

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