Rookie des Monats: Jungpolitikerin Timeela Manandhar

Lieber etwas bewegen!

Kategorie: Rookie des Monats

Lieber etwas bewegen!
Die Jungpolitikerin Timeela Manandhar ist eine absolute Überfliegerin. Auch wenn viele ihr eine große politische Zukunft vorhersagen, möchte Sie lieber an der Basis bleiben und selbst mit anpacken.

 

 

Geboren wurde sie in Nepal, als Sechsjährige zog sie mit ihrer Familie nach Essen, in der elften Klasse verbrachte sie ein Austauschjahr in Argentinien. Timeela hat schon viel von der Welt gesehen und möchte etwas bewegen. Nach einem Abi mit 1,0 am Burggymnasium studiert sie nun in Düsseldorf Jura, ist aber weiterhin im Vorstand der Jungen Grünen Essen aktiv. Auch wenn sie eine Karriere als Berufspolitikerin derzeit nicht plant, kann sie sich ein Leben ohne politische Aktivität nicht mehr vorstellen.

Wann hast du angefangen, dich politisch zu engagieren?

Ich war 13 und habe nachts eine Doku über Massentierhaltung gesehen und fand das total schrecklich. Noch In derselben Nacht habe ich mich im Internet über die Grünen informiert und sofort den Kontakt hergestellt. Anfangs habe ich regelmäßig die wöchentlichen Treffen der jungen Grünen besucht, die total locker ablaufen und bei denen man einfach vorbeischauen kann. Das sind Themen-Abende, bei denen Referenten Vorträge halten, Diskussionen geführt  oder Seminare angeboten werden. Hier habe ich wirklich eine Menge über Politik gelernt.

Du hast früh angefangen, innerhalb der Partei Verantwortung zu übernehmen.

Ich war bei den Treffen zwar immer die Jüngste, aber mir wurde viel geholfen. Bei den Jungen Grünen ist das Mentoring stark ausgeprägt, sodass erfahrene Mitglieder einem immer helfend zur Seite stehen. Anfangs lag mein Aufgabenbereich größtenteils in der Organisation von Veranstaltungen.

Bis zuletzt warst du Sprecherin der Jungen Grünen in Essen. Was war dabei genau dein Aufgabenbereich?

Für mich hieß das, dass ich befugt war öffentlich im Namen der Jungen Grünen zu sprechen, obwohl man natürlich im Regelfall sämtliche Entscheidungen mit der Basis abspricht. Außerdem hat man vor allem repräsentative Aufgaben. Ich war zwei Jahre lang in diesem Amt, bis vor kurzem neu gewählt wurde. Momentan bin ich noch als Beisitzerin aktiv. Genauso wie mir damals unter die Arme gegriffen wurde, versuche ich nun die nachrückende Generation zu unterstützen. Uns ist es wichtig, dass immer wieder neue Leute nachrücken und wir wollen verhindern, dass Ämter an Personen gebunden sind. Sowas erlebt man häufig bei Machtpolitikern, die dann denken, dass ohne sie nichts mehr laufen würde.

Was macht es so spannend, bei den Jungen Grünen aktiv zu sein?

Ich denke, dass wir einfach unabhängiger sind als andere Parteien. Außerdem haben wir ein sehr gutes Verhältnis zur Altpartei. Insgesamt sind wir sehr kritisch und es gibt des Öfteren ordentlich Rabatz. Während die Altpartei -  und vor allem die Politiker in höheren Positionen - pragmatischer handeln, weil die Politik für sie Tagesgeschäft ist, sind wir Jungen deutlich revolutionärer. Wir sind sozusagen das Gewissen der Partei und versuchen, die Ideale am Leben zu halten.

Wie stellst du dir deine Zukunft in der Politik vor?

Ein Leben als Berufspolitikerin ist eher nicht mein Ziel, da man nichts selbst bewegen kann. Als führender Politiker debattiert und diskutiert man viel, aber ist nicht da, wo Hilfe wirklich gebraucht wird. Ich möchte lieber aktiv mit anpacken und Menschen direkt helfen. Zum Beispiel war ich während eines Schüleraustausches in Jujuy, einer der ärmsten Regionen Argentiniens. Dort habe ich an einem Hilfsprojekt mitgewirkt, bei dem wir unter anderem Kleidung an arme Kinder verteilt haben.

Und was willst du mit deinem Jura-Studium einmal anfangen?

Auch wenn rund 20 Prozent der Politiker gelernte Juristen sind, könnte ich mir momentan am ehesten das Richteramt vorstellen. Auch für die Parteien ist es wichtig, dass man nicht nur Berufspolitiker in seinen Reihen hat, sondern auch solche, die vielleicht ein wenig mehr Lebensnähe mit einbringen können und ein besseres Gespür dafür haben, was die Leute tatsächlich bewegt.

Deine ersten Lebensjahre hast du in Nepal verbracht. Welche Erinnerungen hast du an damals?

Meine Mutter ist Deutsche und arbeitete bei der deutschen Entwicklungshilfe. Sie hat Agrarwirtschaft studiert und dann in Nepal geholfen, die Erträge der Bauern zu steigern. Mein Vater ist Nepaleser und war dort selbstständig.  Unsere Familie hat dort sehr wohlhabend gelebt. Wir hatten ein großes Haus mit Angestellten, während die Menschen um uns herum in großer Armut lebten. Damals habe ich schon gemerkt, dass das verschiedene Lebenswirklichkeiten sind. Ich wurde damals zum Beispiel immer komisch angeguckt, nur weil ich saubere Kleidung getragen habe. Den meisten Erinnerungen habe ich jedoch aus Bildern und Erzählungen.

Dann kamst du nach Essen. Das muss eine enorme Umstellung gewesen sein.

Es hatte damals politische Gründe, dass wir nach Deutschland kamen. Es gab Auseinandersetzungen und unsere Sicherheit war nicht mehr gewährleistet. Kurz vor meiner Einschulung sind wir nach Essen gezogen, das ich zuvor nur durch kurze Besuche bei meinen Großeltern kannte. Das erste Jahr in Deutschland war sehr schwer für mich. Ich hatte großes Heimweh nach Nepal und hab mich immer gefragt: „Wo sind meine Berge?“ Ich wurde damals auf einer katholischen Grundschule in Rüttenscheid eingeschult und war das einzige Kind, das nicht getauft war. Außerdem war ich hier ja zuvor nicht im Kindergarten, wo sich schon viele Grüppchen gebildet hatten. Mittlerweile sehe ich Deutschland als mein Zuhause an, leider habe ich Nepali verlernt.

Was magst du besonders an Essen und bleibst du unserer Stadt treu?

Essen ist und bleibt meine gefühlte Heimat. Ich habe den Großteil meines Lebens in Rüttenscheid gewohnt und hier sind auch meine Freunde. Außerdem mag ich Essen sehr, weil es eine sehr vielseitige Stadt ist. Essen durchlebt derzeit eine Veränderung und weil diese noch im Prozess ist, kann man noch viel selbst beeinflussen. Wenn ich nicht irgendwann aus beruflichen Gründen wegziehen muss, bleibe ich natürlich gerne in Essen wohnen. Zwar wohne ich seit kurzem unter der Woche in einer WG in Düsseldorf, aber ich komme jedes Wochenende und in den Semesterferien zurück nach Essen. Grundsätzlich würde ich sagen, dass meine Wohnung in Düsseldorf mittlerweile für mich schon heimatlich ist, aber Düsseldorf als Stadt nicht.

 

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