Interview mit Michael Haaß (29)

Ein Handball-Weltmeister aus Essen

Kategorie: Wie wird man ...?

Ein Handball-Weltmeister aus Essen
 
Michael Haaß (29) ist einer der Top-Handballer in Deutschland. Der Essener ist Handball-Weltmeister von 2007, dreimaliger Europapokal-Sieger und hat über 100 Länderspiele absolviert. Im Rookie-Interview erzählt der Bundesligaspieler von „Frisch Auf! Göppingen“ über die Anfänge seiner Karriere und warum er für seine Heimatstadt gerne die Werbetrommel rührt.

 

Michael, wann hast du gemerkt, dass dir eine Karriere als Handballprofi bevorstehen könnte? Ich habe ja schon in der Jugend beim TuSEM Essen gespielt und mir da relativ früh die Profimannschaft als Ziel gesetzt. Kurz vor meinem Abitur, das ich in der Stadtmitte auf dem Burggymnasium gemacht habe, bin ich dann in den Profikader gestoßen. Da habe ich dann auch mal den einen oder anderen Tag in der Schule gefehlt, bin aber trotzdem gut klar gekommen und hatte eigentlich nie wirklich Probleme in den Prüfungsphasen.


Musstest du denn für dein großes Ziel auch auf Sachen verzichten, außer auf ein paar Tage in der Schule? Ja, das bleibt nicht aus. Für das Training ging natürlich regelmäßig viel Zeit drauf in der man hätte andere Sachen unternehmen können.  Auch bei der Feierei musste ich mich etwas zurückhalten, aber ich hatte nie das Gefühl, dass ich deswegen irgendwas in meiner Jugend verpasst hätte.

Hast du schon Pläne für die Zeit nach dem Handball? Nach meinem abgeleisteten Zivildienst habe ich begonnen Elektrotechnik zu studieren. Da man als Handballprofi nicht so der Großverdiener ist, wie es zum Beispiel beim Fußball der Fall ist, so dass man ein Leben lang mit seinem Geld auskommen kann, wollte ich mir noch ein zweites Standbein aufbauen. Ich will mich nicht darauf verlassen, dass mir später in irgendeinem Verein irgendein Job angeboten wird.  Lieber habe ich es dann selber in der Hand und verschiedene Möglichkeiten zur Auswahl. Das war für mich auf jeden Fall die Hauptmotivation für das Studium, auch wenn es nicht immer ganz einfach ist, dies mit dem Handball zu vereinen.

Im Laufe deiner Karriere hast du einige Stationen durchlaufen und viele Länder gesehen, nachdem es dich vom Ruhrgebiet in die weite Welt hinaus zog. Wie hast du damals die Trennung von deinem Umfeld erlebt? Im ersten Schritt zog es mich mit 21 Jahren nach Düsseldorf. Das war ja noch um die Ecke, da konnte man auch noch mal die angestaute Wäsche zur Mutter fahren. Aber dann gings auch gleich ein Jahr später nach Mannheim.  Das war dann das erste Mal etwas anderes, allerdings auch mein großes Ziel, für das ich mir die Seele aus dem Leib trainiert habe. Viele meiner Freunde hat es nach der Schule karrierebedingt aus Essen rausgezogen, so dass auch ich diese Lebenserfahrung gerne gemacht habe und es auch genießen konnte, so viel rumzukommen.

Welche Verbundenheit pflegst du heute noch zu Essen? Was gefällt dir an der Stadt? Meine Eltern wohnen ja immer noch in Essen, ich habe hier meine gesamte Jugend verbracht und auch noch einige alte Schulfreunde. Freie Tage nutze ich nach Möglichkeit, um Verwandte und Bekannte in meiner Heimat zu besuchen.  Ich bin ja schon viel rumgekommen, und da eilt einem natürlich auch schon mal der Ruf des Klischee-Ruhrpottlers voraus. Aber eigentlich ist Essen eine coole Stadt zum Leben.  Besonders für die grünen Seiten rund um den Baldeneysee rühre ich gerne die Werbetrommel. Und auch die Kneipenszene von Rüttenscheid ist immer einen Besuch wert.

 

Interview: Basti Hattermann 

 

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