Rookie des Monats: DJ Tom Enrico Bauer (22)

Aus Liebe zur House Musik

Kategorie: Rookie des Monats

Aus Liebe zur House Musik
 
Tom Enrico Bauer (22) hat seine Leidenschaft zum Beruf gemacht: Als Tom Appetite legt er seit fast sieben Jahren in den Essener Clubs auf. Heute kann er davon leben und strebt nach seinem Studium eine internationale Karriere in der Musikwelt an.

 

Toms Leidenschaft ist die House Musik. Als DJ steht er fast jedes Wochenende an den Turn Tables der Region. Zu den Clubs, in denen er für Stimmung sorgt, zählen unter anderem das Naked in Essen bei den Vocal House Partys, Deluxe Nights oder Abi Partys. Außerdem ist er Resident DJ bei der I love Electro Party in Krefeld. Auch für Party-Guru Michael Ammer  legte er schon im Diamonds Club in Köln auf. 

 

Tom, wie bist du eigentlich DJ geworden?

Das erste mal habe ich im Alter von 15 Jahren in der Rossi Bar aufgelegt. Hierfür musste ich vorher mit dem Ausweis meines Bruders und einer gefälschten Einverständniserklärung meiner Eltern reinschmuggeln. Philip Harbodt, der Veranstalter der Partyreihe »Deluxe Nights«, hat mir damals den ersten Auftritt ermöglicht. Bis dahin hatte ich die DJs immer nur aus der Ferne bewundert, habe mir Videos angesehen und natürlich viel geübt. An diesem Abend habe ich aber total gegurkt und alle Übergänge voll versaut. Es war unfassbar, wie schlecht ich war! (lacht)

Wie ging es dann weiter?

Ich war dann immer öfter bei den Partys von »Deluxe Nights«  dabei und durfte am früheren Abend ein bisschen auflegen. Dadurch wurde ich dann immer besser. Ich hatte das Glück, dass ich die Möglichkeit bekommen habe in den Clubs zu üben - das war mein Vorteil. Zu Hause üben kann jeder und ein bisschen Musik zu mixen ist wirklich keine Kunst. Das wirklich Schwierige ist, das Publikum unter Kontrolle zu haben, sich auf die Leute einzustellen und ein gutes Gefühl für die Stimmung zu haben. Das heißt zu wissen, was die Leute hören wollen und welches Lied jetzt gerade zur Stimmung passt. Dieses Gefühl habe ich durch die viele Live-Erfahrung gut entwickeln können.

Woran hast du gemerkt, dass du ein Händchen für das Auflegen hast?

Nach einem Jahr war meine Halle in der Rossi Bar dann immer voller als die Haupthalle. (lacht) So hat es sich ergeben dass ich als 16-Jähriger bereits regelmäßig für Auftritte gebucht wurde. Im Club Deja-Vu, Rossi Bar, Mupa ... die Partys wurden immer mehr. Vor drei Jahren wurde dann das Naked eröffnet, wo ich von Anfang an beim Aufbau mit dabei war. Seit Beginn an bin ich dort Resident DJ, was mich sehr nach vorne gebracht hat. Ich war nicht nur für das Warm-up oder Closing zuständig, sondern überwachte die gesamte Technik und trug mit meinen 18 Jahren bereits eine große Verantwortung. 

Welche Musik legst du vorzugsweise auf?

Ich kann alles auflegen, würde mich aber eher als House-DJ bezeichnen. Für mich ist House-Musik wie eine Religion. Ich fühle mich als Beauftragter, den Leuten diese Musik näher zu bringen und ihnen zu zeigen,  dass House mehr ist als David Guetta. Denn leider wollen die Leute zur Zeit mehr Hip-Hop hören. In Essen ist diese kommerzielle Szene zur Zeit sehr beliebt. 

Woher nimmst du deine Inspiration und deine Musik?

Ich bin ständig auf dem Laufenden und muss immer Up-to-Date sein. Ich habe zum Beispiel einen Kalender mit dem ich alle aktuellen Song-Releases überwache.  Mein Laptop ist mein Leben. Ich lade damit Musik herunter, verwalte die Songs, höre mir ständig alle neuen Tracks an und produziere auch Musik damit. Ohne meinen Laptop geht gar nichts - wobei ich keiner dieser Laptop-DJs bin.

Was macht dir am meisten Spaß an deinem Job?

Am meisten Spaß macht es, das Gefühl zu haben, dass alle wie eine große Familie sind. Ich bin keiner dieser DJs, der in den Club geht, kurz auflegt und direkt wieder abhaut. Ich verbringe meist den ganzen Abend dort und mische mich vor und nach meinem Gig unter die Leute  um das Publikum einzuschätzen, hinterher Feedback zu bekommen und Kontakte zu knüpfen. Ich hole mir Meinungen und erzähle wo ich beim nächsten mal auflege und so weiter. Es ist mir wichtig eine gute Verbindung zum Publikum zu haben.

 

»Wenn ich auflege, bin ich in meiner eigenen Welt. Alles andere um mich herum verblasst.«

 


 


 

Was war dein bester Auftritt bisher?  

Einer der besten Auftritte die ich je hatte war bei einem Open-Air-Festival in Oldenburg. Das Beste daran war nicht nur, dass es ein Open-Air war, sondern dass eine ganze Menge meiner Kollegen und Anhänger mich dorthin begleitet haben um mich zu unterstützen. Das war echt mega geil!

Welches Equipment verwendest du bei einem Auftritt?

Es gibt viele DJs, sogar ganz berühmte, die mithilfe eines Laptops auflegen. Davon halte ich allerdings nicht viel. Ich bin kein Laptop-DJ. Ich finde dadurch geht die Verbindung zum Publikum verloren. Anfangs habe ich immer mit CDs aufgelegt.  Die Technik von heute ermöglicht es mir jedoch, nur noch mit USB-Stick und Kopfhörern zum Auftritt zu gehen. Alles was man sonst noch braucht, gibt es vor Ort. 

Wie sieht das aus mit Musikwünschen? Nimmst du die an?

(lacht)Wenn man in Clubs auflegt, in denen es einen Zugang zum DJ-Pult gibt, kommt es natürlich vor, dass Leute mit Musikwünschen kommen. Ich bin natürlich immer freundlich und überlege mir, ob ich den Song vielleicht irgendwann mal einbaue, aber nur wenn es passt. (lacht) Das Problem ist, beim Auflegen bin ich in meiner eigenen Welt. Ich bekomme dann außer dem Publikum, dem Pult und der Musik kaum was mit. Wenn ich gerade mitten in meinem Set bin und dann einer kommt und sagt: »Spiel mal Gangnam Style!« dann hat man da oft keinen Bock drauf. (lacht) Ich hatte sogar schon Angebote von Leuten, die mir 500 Euro geben wollten, damit ich ein bestimmtes Lied spiele. Da fasse ich mir nur an den Kopf. Ich frage mich dann, ob die Leute nicht verstanden haben, welches Konzept ein DJ verfolgt. Ich lasse meine Seele nunmal nicht verkaufen. Die verstehen oft nicht, dass ich das nicht mache weil ich da Geld für bekomme, sondern weil ich da Bock drauf habe. Selbst wenn jemand 5000 Euro geboten hätte, würde ich das niemals machen. Ich fasse sowas eher als Beleidigung auf. Es geht auch um den eigenen Anspruch, den man an sich hat. 

Bei einem DJ Contest hast du bereits einen Preis gewonnen.

Ja, ich habe bei einem Online-Contest mitgemacht, mich gegen 240 Teilnhemer durchgesetzt und am Ende auf dem 3. Platz gelandet. Dadurch habe ich einen Auftritt beim Electric Mountain Festival in Sölden gewonnen. Es war dort nicht einfach. Das Publikum war sehr schwer zu begeistern, denn die Leute kamen gerade von der Piste, hatten ihre Skier ausgezogen und standen plötzlich vor einer Bühne mit einem DJ den keiner kannte, Musik die man nicht kannte, und keiner wusste was los war. Dort habe ich dann das Warm-up für Lexy und K-Paul gespielt. Für mich war das ein weiterer großer Schritt. 

Wie sehen deine Pläne für die Zukunft aus?

Nebenbei studiere ich Audio Engeneering und Tontechnik  auf einem privaten Institut in Köln. Das passt thematisch ganz gut zu meinem Beruf. Im Dezember bin ich dann fertig und schreibe meine Bachelorarbeit. Danach möchte ich auch weiter vom Auflegen leben. Mein Ziel ist es, mich nach dem Studium selbstständig zu machen und ein eigenes Tonstudio in Essen aufzubauen. Ich werde mich dann 24 Stunden im Tonstudio einschließen und Musik machen. (lacht) Mein großes Ziel ist es irgendwann aus Essen rauszukommen und international anerkannt zu werden. Diesen Plan werde ich erstmal verfolgen. Meiner Meinung nach wird man als DJ erst richtig bekannt, wenn man eigene Musik macht. Heutzutage will jeder DJ sein und deswegen muss man sich von den Leuten abheben.

Ist es nicht so, dass heutzutage viele Leute DJ werden wollen?

Ja, ich werde fast täglich von Leuten angeschrieben, die wissen wollen wie ich dazu gekommen bin und wollen dass ich sie im Naked auflegen lasse. Philipp und ich machen deswegen bald ein neues Konzept, bei dem wir Newcomern die Möglichkeit bieten, 15 Minuten lang im Club aufzulegen. 

Welchen Rat kannst du jungen Leuten geben, die DJ werden wollen?  

Oft anwesend sein, Präsenz zeigen, Kontakte knüpfen aber dabei nicht nerven oder zu aufdringlich sein. Viel in diesem Business läuft über Kontakte. Viel Üben ist natürlich das Wichtigste und zurückhaltend zu sein. Das habe ich mit 16-17 Jahren gelernt. Ich hatte eine Phase in der ich damals ziemlich arrogant war und damit bin ich auf die Schnauze gefallen. Meine Mutter hat damals zu mir gesagt: »Tom, du musst zurückhaltend und professionell sein.« Dann hat es bei mir klick gemacht und ich bin erwachsen geworden. 

Gehst du eigentlich auch mal in deiner Freizeit feiern?

Nein schon lange nicht mehr. Früher bin ich oft in Essen, Köln, Dortmund und Düsseldorf unterwegs gewesen. Manchmal gehe ich noch zu Konzerten wo große DJs auflegen, aber nicht um Party zu machen, sondern um den DJs auf die Finger zu gucken. Das liegt einfach daran, dass ich sowieso jedes Wochenende in den Clubs bin und ich mich auch mal über einen ruhigen Abend auf der Couch mit meiner Freundin freue. Außerdem kann ich, wenn ich privat in den Clubs bin, relativ schwer abschalten und habe ein anderes Gehör als die anderen Gäste die da sind. 

Mehr von Tom Appetite unter www.facebook.com/TomAppetite

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