Andreas Büdeker ist Boxtrainer, Drill Instructor und Inhaber des Recover Fight-Clubs.

Wie wird man eigentlich Drill Instructor?

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Wie wird man eigentlich Drill Instructor?
Der Essener Andreas Büdeker hat bereits in dutzenden TV-Produktionen als angsteinflößender Drill Instructor oder als erbarmungsloser Boxtrainer mitgewirkt. Zusammen mit seiner Frau Sabine betreibt der 48-jährige den legendären Recover Fight-Club in Essen-Süd. Rookie fragte bei ihm nach, wie man eigentlich Drill Instructor wird.

 

Andreas, man kann dich ständig im Fernsehen beobachten, wie du Leute ohne Erbarmen anbrüllst, zur Sau machst und so richtig schwitzen lässt. Bei welchen TV-Sendungen warst du bisher dabei?

Insgesamt bei über 50 TV-Produktionen, unter anderem bei The Biggest Loser, Big Brother, Schluss mit Hotel Mama, Abenteuer Leben, Comedy-Falle und RTL Aktuell. Dort wurden die Kandidaten dann so richtig von mir rangenommen. Ich kenne da nichts – wenn einer schlapp macht, kriegt er von mir auch mal einen Klatsch. Außerdem gab es Reportagen über den Club und das Bootcamp, dass mir zwei Jahre gehörte. Eine davon läuft noch heute in Dauerschleife auf DMAX. Allerdings mache ich die TV-Geschichten nur nebenbei. Ich nehme Angebote nur an, wenn das Konzept meinen Vorstellungen entspricht. Die meiste Energie stecke ich in den Club, Das macht mir am meisten Spaß und ist mein Lebenswerk.

 

Warst du eigentlich schon immer so ein harter Typ?

Nein. In meiner Jugend, als ich noch zur Hauptschule ging, war ich ein sehr schmächtiges und ängstliches Kerlchen. Oft kam es vor, dass ich von Mitschülern verkloppt wurde und man mich gehänselt hat, weil ich so schwach war. Die Mädels hielten mich für einen dünnen Hering und interessierten sich nicht für mich. Diese Zeit hat mich wohl geprägt, denn mit 18 fing ich mit  Kampfsport an. Mein großer Traum war es, zur Polizei zu gehen. Ich startete also mit Bodybuilding, Karate  und Thai Boxen und trainierte so viel es ging. So kam es irgendwann nicht mehr vor, dass ich verprügelt wurde. 

 

Wie ging es nach deinem Abschluss weiter und wie entstand der Recover Fight-Club?

Nach der Bundeswehr arbeitete ich zunächst als Fitnesstrainer, bevor ich eine Ausbildung zum Personenschützer anfing. Ich trainierte hart und verbissen und bewährte mich bei Hochsicherheitseinsätzen für Adel, Hochfinanz und Politik. Ein Freund fragte mich eines Tages, ob ich ihm Boxtraining geben könnte. Nach einigen Wochen hörte eine Bekannte davon, die ich anschließend regelmäßig in meiner Garage trainierte. Innerhalb von zwei Monaten sprach sich das herum. Plötzlich hatte ich 20 Mädels in meiner Garage stehen, die auf mein Kommando ins Schwitzen kamen. Und so ging das weiter. Irgendwann wurde die Garage für den wachsenden Andrang zu klein und wir zogen in einen Keller, den uns ein Freund zur Verfügung stellte. Mein ganzes Geld investierte ich in Boxequipment und Trainingsutensilien. Den Boxring bastelte ich selbst und Graffitisprayer verzierten den gesamten Kellerraum. Der erste Fight-Club war fertig.

 

Wie wurdest du zum Drill Instructor in deinem Bootcamp?

Zufällig stellte mir ein Freund ein 1.000 qm freies Feld zur Verfügung. Ich hatte die Idee, ein richtiges Bootcamp nach amerikanischem Vorbild aufzubauen. Einige Mitglieder waren bereit zu sponsern und so lief das Projekt sehr erfolgreich an. Da es das erste und einzige Bootcamp in Deutschland war, dauerte es nicht lange, bis die ersten TV-Sender auf uns aufmerksam wurden.

 

Nach vier Jahren musstest du den Fight-Club und das Bootcamp schließen. Wie kam es dazu?

Der Fight-Club wuchs rasant, alleine durch Mund-zu-Mund-Propaganda. Doch 2008 kriegte das Ordnungsamt von unserem Gewerbe Wind und der Club musste aufgrund von Verstößen gegen die Brandschutzverordnung geschlossen werden. Die Deckenhöhe war läppische zehn Zentimeter zu niedrig. Das Bootcamp sollte ich gleich mit abreißen, da wir hierfür keinen Bauantrag gestellt hatten. Das war ein richtiger Schlag ins Gesicht für mich. 

 

Wie hast du es geschafft, den Recover Fight-Club erneut aufzubauen?

Wieder half mir einer unserer Clubmitglieder. Er machte mich auf die Büroräume in der Max-Keith-Straße neben McFit aufmerksam. Mit allen Mitgliedern des Fight-Clubs zogen wir 2008 dorthin. 

 

Was passiert im Fight-Club?

Die meisten unserer Kunden sind Geschäftsleute. Die werden von unserem Team nicht nur an ihre Grenzen, sondern darüber hinaus gebracht – dazu gehört auch, dass sie sich von mir anbrüllen lassen. So sparen sie sich das Geld für die Domina. (lacht) Mit einem Fitness-Studio ist der Fight-Club nicht zu vergleichen. Es ist elitär und hart, denn wir machen das gleiche Training wie Profiboxer. Blaue Augen können dabei auch mal vorkommen – aber nur, wenn jemand Sparring ausdrücklich wünscht. Einmal habe ich sogar eine Rentnergruppe trainiert, auch die wurden nicht geschont. Nach dem Training kamen sie sich gar nicht mehr wie Rentner vor. Durch den Fight-Club bekommen unsere Mitglieder ein anderes Selbstvertrauen, ein neues Lebensgefühl und werden dazu noch viel gelassener.

 

Was kannst du jungen Leuten raten?

Jungen Leuten würde ich immer raten, Gewalt aus dem Weg zu gehen. Durch Sport kann man einen guten Ausgleich im Leben finden und sich auspowern. Aber man sollte keinen Kampfsport machen, wenn man sich anschließend auf der Straße prügeln möchte. 

 

www.recoverfight-club.com

 

Text: Barbara Seck


 

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