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Rookie des Monats: Poetry-Slammer Jay Nightwind (26)

Essens Bester Slammer

Kategorie: Rookie des Monats

Essens Bester Slammer
Jay Nightwind ist sein Künstlername. Poetry Slam seine Passion. Jan-Michel Seglitz ist in vielen Bereichen kreativ. Neben seiner künstlerischen Ader ist der 26-Jährige in etlichen sozialen Projekten aktiv und organisiert monatlich den Poetry Slam WestStadtStory in der Weststadthalle. Für die Jury von »Essens Beste« waren das Gründe genug, ihn in der Kategorie Kunst auszuzeichnen.

 

Schon als kleines Kind war dem Frohnhauser die reale Welt manchmal zu langweilig. Daher begann er früh, sich Geschichten auszudenken, in denen er sich seine eigene Welt gestalten konnte. Vor eineinhalb Jahren nahm er an seinem ersten Poetry Slam teil. Die Resonanz auf seine live performten Texte war riesig. Heute ist er innerhalb der Szene einer der aufstrebenden Newcomer, was ihn jedoch nie davon abhielt, nebenbei soziale Projekte zu unterstützen. Die Jury von »Essens Beste« konnte er  – trotz namhafter Konkurrenz –  mit seiner Kreativität überzeugen, sodass er den begehrten Preis in der Essener Philharmonie in Empfang nehmen durfte.

Wie war der Moment für dich, als verkündet wurde, dass du als »Essens Bester 2012« in der Kategorie Kunst ausgezeichnet wirst?

Ich konnte es erst gar nicht glauben, dass ich den Preis tatsächlich gewonnen habe. Plötzlich hörte ich meine Freunde jubeln und hab mir nur gedacht »Sag jetzt bloß nichts Dummes«. Meine Freunde haben mir bestätigt, dass ich an dem Abend wie ausgewechselt war, weil ich es einfach nicht begreifen konnte. Das hat ein paar Tage gedauert.

Was bedeutet dir dieser Preis?

Für mich bedeutet dieser Preis sehr viel. Vor allem, weil ich für mein Schreiben anfangs auch viel Gegenwind bekommen habe. Mir wurde immer gesagt, das, was du machst, ist doch »nur« Literatur, damit wirst du nicht berühmt und damit lässt sich kein Geld verdienen. Von daher ist es für mich etwas Besonderes, dass »Essens Beste« eine solche Leistung würdigt. Ich sehe das einfach als eine Bestätigung für mein Vorgehen. Ich habe in den letzten Jahren viele verschiedene Sachen gemacht und der Preis ist für mich eine Rückmeldung. Er ist für mich greifbarer, als 100 Klicks am Tag auf meiner Website. Daher bin ich sehr dankbar, dass die Jury meine Leistung honoriert hat.

Wann hast mit dem Schreiben begonnen?

Angefangen habe ich vor etwa eineinhalb Jahren, damit bin ich in der Szene ein absolutes Küken. Poetry Slams gibt es schon etwa 15 Jahre lang. Vorher habe ich aber schon immer geschrieben, bereits als Kind hab ich mir gerne Geschichten ausgedacht. Das hat sich damals darin widergespiegelt, dass ich ein schlimmer Lügner war. (lacht) Zum Glück habe ich das dann später besser kanalisiert. Ich war als Kind einfach immer unzufrieden, wie langweilig die Welt ist und dass es nicht alles so abläuft wie in meinen Geschichten. In meiner Fantasie konnte ich mir ein Schwert schnappen, raus gehen und ein Abenteuer erleben. Damals habe ich mich dazu entschlossen, dass ich mir meine Welt selbst ausdenken muss!

Was ist für dich das Besondere am Poetry Slam?

Für mich ist Poetry Slam Erlebnis-Literatur. Viele Leute verbinden mit Literatur immer ein Kaminzimmer und ein Buch in der Hand. Poetry Slams sind dagegen ein Wochenend-Event. Ich gehe als Zuschauer los und weiß nicht, was mich erwartet. Genauso wenig weiß ich als Slammer, wie das Publikum auf meine Texte reagieren wird. Diese Überraschung macht es einfach unglaublich spannend für beide Seiten. Außerdem erhält man auf diesem Weg für seine Texte ein sehr direktes Feedback.

Wie oft trittst du derzeit auf?

Ich muss gestehen, dass ich sehr reisefaul bin. In meinen eineinhalb Jahren komme ich auf gut 40 Auftritte, manche Kollegen schaffen in dieser Zeit rund 100. Trotzdem habe ich das große Glück, dass ich dennoch schon viele gute Kontakte knüpfen konnte, was mir unheimlich weiter hilft. Demnächst steht für mich eine kleine Tour im Raum Oldenburg an, auf die ich mich sehr freue. Insgesamt bin ich aber eher ein Heimschläfer, was sehr unüblich ist für einen Slammer, weil die meisten eher Weltenbummler sind. Ich dagegen freue mich, wenn ich abends in mein eigenes Bett fallen kann.

Woher kommt eigentlich dein Künstlername »Jay Nightwind«?

In dem Namen stecken Dinge, die ich besonders mag. Ich kann es total genießen nachts bei Wind durch die Essener Straßen nach Hause zu laufen. Dabei gucke ich mir Kleinigkeiten ganz genau an. Unsere Stadt ist sehr verspielt, hier entdecke ich immer schöne falsche oder nutzlose Hinweisschilder, an sowas kann ich mich erfreuen. Oder wenn ich beispielsweise über eine Brücke der A40 gehe und währenddessen die Sonne untergeht, muss ich stehen bleiben. Da kann ich einfach nicht weitergehen! Weil solche Eindrücke dann immer wieder auch in meinen Texten auftauchen und ich irgendwann einen Künstlernamen brauchte, bin ich damals auf »Jay Nightwind« gekommen.

Du bist Organisator der WestStadtStory, einem regelmäßig stattfindendem Poetry Slam in der Weststadthalle. Wie kam es dazu?

Das Jugendamt sammelte damals Ideen für Veranstaltungen und ich wurde  gefragt, ob ich ihnen nicht bei der Organisation helfen könnte. Ziemlich schnell wurde daraus dann ein »Mach du das doch« (lacht). Das habe ich gerne gemacht. Seitdem findet die WestStadtStory monatlich statt. Der Eintritt ist kostenlos, was für uns eine Herzensangelegenheit ist. Trotzdem ist die Finanzierung natürlich immer schwierig, sodass wir durchgehend auf der Suche nach Sponsoren sind.

Neben deiner Tätigkeit als Slammer und Organisator bist du auch in vielen sozialen Projekten aktiv. Erzähl uns mal davon.

Eine Charity-Veranstaltung, bei der ich zuletzt dabei war, ist »Poeten gegen Analphabetismus«, bei der ich den organisierenden Künstler sehr gut kenne. Oder vor kurzem war ich bei einer Veranstaltung in Gelsenkirchen, bei der für ein Tierheim gesammelt wurde. Bei solchen Veranstaltungen bringe ich mich gerne ein und bin schnell dafür zu begeistern. Außerdem bin ich schon seit 16 Jahren bei den Falken aktiv und organisiere die Zeltlager. In der Winterschule der Falken diskutiere ich mit Jugendlichen  über zeitnahe Themen, wie zum Beispiel Umweltschutz, Nachhaltigkeit oder konstruktiven Einsatz von Protest.

Du scheinst in Essen sehr verwurzelt zu sein. Kannst du dir vorstellen, dass es dich irgendwann in eine andere Stadt verschlägt?

Ich muss sagen, dass ich gegen die erhöhte Mobilität in unserer Gesellschaft schwer allergisch bin. Bisher habe ich es nicht einmal geschafft aus Frohnhausen weg zu ziehen (lacht). Für mich ist das eine Art Protest, denn wenn ich andere immer reden höre, dass unsere Stadt nicht schön sei, stichelt mich das immer an, denen das Gegenteil zu beweisen. Für mich ist Essen das Dorf unter den Großstädten mit einer tollen Skyline. Und trotzdem gibt es immer noch so viel zu sehen. Eigentlich hatte ich mir immer mal vorgenommen, ein Jahr lang mal jede Woche einen anderen Stadtteil zu erkunden, um zu sehen wie es dort so aussieht und die Menschen dort so leben. Ich wollte zum Beispiel schon immer mal wissen: Wie geht es eigentlich so den Menschen in diesem Schuir? (lacht)

 

Mehr Infos über Jay Nightwind auf

www.jaynightwind.de

www.facebook.com/WestStadtStory

 

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